DER TROST DER GUTEN FORM (Kontrakonstruktion)
Norbert Pfaffenbichler
Die Kategorie der künstlerischen Moderne par excellence ist die Form.
Die Postmoderne wäre dasjenige, das im Modernen in der Darstellung selbst auf ein Nicht-Darstellbares anspielt; das sich dem Trost der guten Form verweigert, dem Konsensus eines Geschmacks, der ermöglicht, die Sehnsucht nach dem Unmöglichen gemeinsam zu empfinden und zu teilen; das sich auf die Suche nach neuen Darstellungen begibt, jedoch nicht, um uns an deren Genuß zu verzehren, sondern um das Gefühl dafür zu schärfen, daß es ein Undarstellbares gibt.
Das Konstruktionsprinzip des würfelförmigen Objektes beruht auf Oppostitionspaaren wie geometrisch/organisch, transparent/opak, innen/aussen, orange/grün. Angeregt durch die Lektüre von Le Corbusiers "Modulor" habe ich mein eigenes Körpermaß als Grundlage für die Skulptur herangezogen. Die Pflanzen im Inneren des Objektes werden dekorativ eingesetzt. Wie allgemein bekannt ist, drehen Pflanzen ihre Blätter zum Licht. So gesehen besitzt die Skulptur auch kinetische Aspekte. Zumeist werden Topfpflanzen auf Fensterbänken aufgestellt, und wenn sie lange genug dort stehen und gebührend wachsen können, bedecken sie die Glasfläche völlig mit ihren Blättern. Auf diesen Langzeiteffekt ziele ich bei dieser Skulptur ab. Die Pflanzen stehen im Kontext des geometrischen Objektes für dessen Gegenteil, also das Nicht-gestaltete, das Chaotische und Selbstähnliche. Sie kontrastieren die rationalen, metrischen Formen und sind diesen - da sich sich in dessen Inneren befinden - doch unterworfen. Das Grün der Pflanzen steht in Widerstreit mit dem "Industrie-Orange" der unteren Hälfte der Konstruktion. Das System des natürlichen Wachstums wird dem System des menschlichen Rationalismus gegenüber gestellt. Es handelt sich um einen kompakten, hermetisch geschlossenen Raum. Das Innere kann eingesehen, nicht aber betreten werden. Im Inneren der Raum-im-Raum-Konstruktion befindet sich ein (fast) autonomes Biotop. Dem Titel beigefügt ist die Bezeichnung "Kontrakonstruktion". Dieser von Theo van Doesburg geprägte Begriff erklärt am besten das dialektische Konstruktionsprinzip des Würfels. Das orthogonale Grundgerüst aus Metall und das streng geometrische Konstruktionsprinzip würden durchaus den Dogmen der De Stijl Bewegung entsprechen, die Farbauswahl und die organischen Formen brechen das Regelwerk.
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